Sonntag, 22. April 2012

Interview mit Andrea Tress

Interview

Mit Andrea Tress, Tierpflegerin Tierpark Dählhölzli

                                                                                  



      

1.      Wie ist das Verhalten zwischen Männchen und Weibchen?

Die zwei Störche sind seit etwa 4-5 Jahre  im Tierpark. Es ist schwierig, da das Weibchen lieber mit der Tierpflegerin zusammen wäre. Darum funktioniert es mit dem Nachwuchs nicht wirklich. Es wäre auch nicht möglich im Gehege (Revier der Schwarzstörche) noch ein anderes Paar zu halten. Das gäbe immer Streit und Probleme. Die Pfleger müssten wahrscheinlich dann am nächsten Tag die Vögel ``zusammen räumen ``.  Der Streit könnte bis zum Tod führen. Sie wollten Löffler (das sind Vögel mit einem Löffelschnabel) in das Gehege tun aber auch das funktionierte nicht, sie mussten sie am nächsten Tag wieder herausnehmen. Nur mit den Enten geht es, weil sie vielleicht wissen, dass diese dann auch wieder gehen (sie sind ja frei). Und gegen den Graureiher haben sie auch nichts, wahrscheinlich aus demselben Grund wie bei den Enten.  Andrea weiss nicht, ob diese beiden Vogelarten auch in der Natur in der gleichen Gruppe als Zugvögel in den Süden fliegen.  


2.      Erkennt man den Unterschied zwischen Männchen und Weibchen? Wie sieht er aus?
Ein Merkmal ist die Länge des Schnabels. Bei den Männchen ist er ca. 0,5cm länger, jedoch für Besucher nicht erkennbar. Die Pfleger können die Tiere gut auseinander halten. Etwas anders ist auch das Verhalten zu einander und den Laut/ Ton den sie von sich geben. Im Tierpark ist zum Beispiel sie, die Aggressivere.



(Beim Gespräch, erzählte Andrea mir noch die Risiken von einem Transport/ von einer Operation)

Für die Tiere ist eine Operation etwas Riskantes. Die Schwarzstörche reagieren etwas heikler auf Operationen (sie steigern sich gerne etwas hinein). Sie sind auch sehr stressanfällig, was auch ein Risiko ist. Besonders beim Transport ist es schwierig, da Stelzenläufer (Kategorie der Schwarzstörche) beim Transport immer stehen sollten. Darum ist die Kiste hoch und nicht  breit, damit sie gar nicht richtig abliegen können, denn sonst können sie nicht mehr aufstehen. Wenn das passiert gibt man ihnen so was Ähnliches wie Traubenzucker und wenn sie nach 3-4 Stunden immer noch nicht stehen dann geht es ihnen nicht mehr gut. Nur beim brüten ist es normal das die Vögel sich hinlegen. Und dann macht es ihnen auch nichts aus. Beim Transport blockieren, die Stresshormone ihre Beine und deshalb können sie dann nicht mehr aufstehen.


      3.      Haben die Störche eine Paarungszeit? Wann ist diese?
Die Vögel paaren sich im Frühling, zwischen März und Juni. Sie wechseln sich bei der Aufzucht der Jungvögel ab.


       4.      Wer hat das Sagen im Gehege?

Im Tierpark ist es das Weibchen.


      5.      Wie verhalten sie sich im Herbst/ Winter/ Frühling/ Sommer?
Zwischen den Jahreszeiten gibt es fast keinen Verhaltens unterschied. Vielleicht bewegen sie sich im Winter, wenn es kalt ist mehr, so wie wir. Sie hat sich noch nie geachtet. Im Winter ist die Fütterung einfach anders. Das heisst sie, sie bekommen im Winter mehr Fischnahrung als im Sommer. Denn im Sommer bekommen sie leichtere Nahrung, wie Würmer, die sie eigentlich auch selber im Freilaufgehege fangen könnten. Denn  die Insekten können ohne Probleme ins Gehege kriechen. Es gibt für die Vögel im Winter  genug Nahrung.

6.      Gehört zur Nummer 5.


      7.      In welchem Teil des Geheges befinden sie sich am meisten?
Bei schönem Wetter befinden sie sich auf den grossen Steinen und um der wärme zu entkommen, verziehen sie sich in den Waldabschnitt.


       8.      Machen sie einen Winterschlaf oder eine Winterstarrung?
Nein. In der Natur würden sie im Winter in den Süden- fliegen. Hier, im Tierpark bleiben sie da und die Kälte hier hat ihnen bis jetzt nichts aus gemacht.



9.      Werden den Vögeln bei Ihnen die Federn geschnitten oder gestutzt, damit sie nicht davon fliegen können?

Ja. Sonst würden sie über den Zaun davon fliegen. Es werden Ihnen, oft einige Zentimeter der Federn gestutzt. Der Tierpfleger nimmt dann den Vogel zwischen die Beine, was schwieriger ist, da das Tier sich mit dem Schnabel oder den Flügeln wehrt.  Und wenn die Feder es noch gestutzte sind, sind sie sehr scharf und spitz. Die gestutzten Federn, sterben dann ab und fallen beim nächsten mausern aus. Die andere Möglichkeit ist, man stutz zu zweit. Dann hält jemand den Vogel und den Schnabel unter dem Arm fest und der Andere kann dann die Federn zurück schneiden, diese Variante ist oft angenehmer für beide. Das Stutzen wird im Stall verrichtet. Da den Vögel die vordersten und auch die längsten Federn fehlen, haben sie keine Chance weg zufliegen. Denn ohne diese Federn haben sie kein Gleichgewicht in der Luft. Und da die Muskulatur auch zurück geht und sie keinen Auftrieb erreichen können, versuchen sie es erst recht nicht mehr. Wenn die Schwarzstörche davon fliegen könnten wäre das sehr gefährlich, würden sie in einem anderen Gehege laden, könnten die Verletzungen von Zäunen oder von Bissen lebensgefährlich sein. Auf die Frage, ob man Schwarzstorchfedern finden kann, ist die Antwort von Andrea, nein leider kaum, da die Federn regelmässig gestutzt werden, bleiben selten welche am Boden liegen.


       10.  Was bekommen die Vögel bei Ihnen zu Fressen?
Meistens bekommen sie Sprotten, dass sind kleine Süsswasserfische. In der Natur würden sie Frösche und Mäuse fangen. Da diese beiden aber in einem Deutschen Zoo aufgewachsen sind und wahrscheinlich nie Frösche, Mäuse und Küken bekommen haben, fressen sie sie jetzt nicht. Würmer bekommen sie im Sommer, die gehören zur normalen Nahrung. Die Fische werden im Teich verstreut und am Abend, bekommen sie noch welche in den Stall. Die Fütterung ist am Morgen, Nachmittag und am Abend. Die Menge an Nahrung kommt auf vieles an, im Sommer gibt es zum Beispiel weniger als im Winter und je nachdem wie viel gefressen wurde gibt man mehr oder weniger.


      11.  Wo schlafen die Schwarzstörche?
Die Störche werden am Abend in den Stall gesperrt. Es ist ein alter, kleiner Betonstall. Auf dem Boden, von der Mitte an, ist er im Winter mit Stroh bedeckt und unter dem Stroh liegt Ihr Nest, das nur etwa ein Mal im Jahr geputzt wird. Das Nest misst ca. 1 m auf 1 m, die Wände sind schmutzig vom Nesten des früheren Schwarzstorchpaares. Er hat noch  einen kleinen Gang mit einem Trog.


      12.  Was passiert in der Nacht mit Ihnen? Werden sie überwacht oder eingesperrt?
Gehört zu der Frage 13.


      13.  Wie ist das Verhalten der Tiere den Pflegern gegenüber?
Sie werden distanziert behandelt. Und  die Tiere mögen es  nicht ,wenn man sie streichelt. Sie kennen jeden einzelnen Pfleger und ``verstehen sie`` z. B wenn man am Abend sagt: Husch, Chömet, dann wissen sie was das bedeutet. Es ist gut, wenn man mit ihnen spricht, ob sie einem verstehen oder nicht. Beim Weibchen ist es ja anders, da sie im Deutschen Zoo von Hand aufgezogen wurde, die beiden Vögel kommen nicht aus dem gleichen Zoo, hat sie weniger Respekt von den Pflegern und sucht den Kontakt zu den Menschen mehr.


       14.  Was ist das für einen Ring, den die Vögel am Fuss tragen?
Der Ring ist da, um die Tier zu unterscheiden. Jedes Tier auf der Welt hat seinen Eigenen, so erkennt man das Tier. Heute tragen die meisten Tiere ein Mikrochip in sich, manch mal auch beides. Der Ring war früher sehr wichtig, da noch alles von Hand aufgeschrieben wurde. Heute ist es mit dem Mikrochip und dem Internet viel einfacher geworden. Am Ring erkennt man auch welches Tier es ist und zu welcher Kategorie es gehör, welche Krankheiten es hat, an wen es verkauft wurden etc. Das Tier trägt den Ring sein Leben lang, wenn er nicht kaputt oder verloren geht, dann gibt es einen Neuen und es wird darauf vermerkt das das Tier ihn verloren hat und das dieser neue Ring gilt. Der Mikrochip  befindet sich in der Haut, der Tiere. Früher war der Ring über dem `` Knie`` heute unter dem ``Knie``.



     Herzlichen Dank


Bilder aus dem Tierpark Dählhölzli

Das ist ihr Stall (der Eingang der Pfleger aus der Sicht der Besucher).
Man sieht die kleine Öffnung, das ist der Eingang der Schwarzstörche, den sie vom Aussengehege her betreten können. Die Klappe wird in der Nacht zugemacht. Das Lavabo brauchen die Pfleger um das Wasser für die Tiere erneuern zu können.


                                                                                                                                                                             
 
Und das ist der Stall. Der Boden ist mit Heu und Stroh bedeckt. In der Mitte des Strohhaufens ist ihr Nest versteckt, das sie nicht brauchen da sie nicht nisten. Am Abend und im Winter bekommen sie  zusätzlich Fisch zu fressen. Die Wände sind deshalb so schmutzig, weil das letzte Paar im Stall genisstet und dabei den Dreck herum gewirbelt hat.
             

 



Hier sieht man ihre Nahrung. Die Fische sind angenehm klein und die Vögel fressen sie gerne.